1935 gingen die Vereinigten Papierwerke Nürnberg in den Besitz des Fürther Unternehmers Gustav Schickedanz über.
Die Absatzzahlen wuchsen nun stetig: 1936 wurde der Vertriebsgrundsatz postuliert: "Der Verbraucher muß die Ware dort erhalten, wo er sie sucht. Ein Markenartikel unserer Art ist dazu bestimmt, in möglichst vielen Verkaufsstätten feilgehalten zu werden." Dieses Prinzip der Überallerhältlichkeit machte es möglich, daß 1937 die Produktion vervierfacht werden konnte und um 150 Millionen Papiertaschentücher betrug. 1939 waren es schon 400 Millionen Tempos. Entsprechend werden nun Taschentücher dort eingekauft, wo man auch den Bedarf des täglichen Lebens deckt. Dabei ist Qualität zunächst einmal nicht das entscheidende Kriterium, sondern die sofortige Verfügbarkeit. Wer will schon gerne zum Herrenausstatter oder zur Kurzwarenhändlerin laufen müssen, um dort ein Taschentuch zu kaufen, wenn er beim Zuckerkauf auch gleich das Tempo mit in den Einkaufswagen legen kann. Folgerichtig verbucht denn auch der Lebensmitteleinzelhandel heute über 70% des Umsatzes an Papiertaschentüchern. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Produktion bis auf Null zurückgefahren worden war, wurde sie 1947 wieder aufgenommen. Ab 1949 wurden Tempos auch für den Export hergestellt. Nach Ablauf des Tempo-Patents drängten seit Ende der 60er Jahre alle großen Papierkonzerne mit eigenen Produkten in den Markt. Diese Entwicklung ging auf Kosten des Stofftaschentuchs, das heute nur noch 15% Marktanteil hält. Der deutsche Markt für Papiertaschentücher ist mit 520 Millionen DM Umsatz nicht nur der größte in Europa, sondern auch der am heißesten umkämpfte. Zusammen mit Osterreich und der Schweiz beträgt sein Anteil 61% an der gesamteuropäischen Absatzmenge und weit über 40 Marken buhlen um die Gunst des Käufers. Tempo ragt als weiße Eminenz mit einem Marktanteil von 44% heraus. |
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