Markus Kuchler

DER SIEGESZUG DES PAPIERTASCHENTUCHES Papiertaschentücher sind Hygienepapiere. Sie bestehen zu 100% aus reinem Zellstoff, der in der vereinfachten Definition als sogenanntes holzfreies Papier bezeichnet wird. Zellstoff ist reine Cellulose, die durch Kochen von Holzschnitzeln in Chemikalienlösungen gewonnen wird. Die Farbe dieses Rohzellstoffs ist bräunlich, da noch der Holzstoff Lignin enthalten ist. Um die charakteristische Weiße zu erhalten, wird dem Zellstoff das Lignin entzogen. Dies geschieht durch das Verfahren der Chlorbleiche, das wegen seiner Umweltschädlichkeit in Deutschland nicht mehr angewendet wird, oder mit dem Verfahren der Sauerstoffbleiche.
Zwei Marken dominieren die Geschichte des Papiertaschentuchs: Tempo und Kleenex. Beide sind beinahe ein Synonym für das Papiertaschentuch schlechthin. Sagt man in den USA: "Reich mir bitte mal ein Kleenex", so heißt es im deutschsprachigen Raum: "Haste' mal ein Tempo für mich?"
Die Anfänge des Papiertaschentuchs liegen im Jahre 1894, als die Göppinger Papierfabrik G. Krum ein kaiserliches Patent mit der
Nr. 81094 für ein glyceringetränktes Papiertaschentuch erhielt. Dreißig Jahre später, am 29. Januar 1929, meldeten die Vereinigten Papierwerke Nürnberg beim Reichspatentamt Berlin ein Papiertaschentuch aus reinem Zellstoff unter dem Markennamen Tempo an. Wer das Papiertaschentuch erfunden hat, ist leider nicht überliefert, doch wird vermutet, daß es der damalige Mitinhaber Oskar Rosenfelder war.
Zu Anfang wurde das in Bögen geschnittene Papier in Heimarbeit oder in Wohlfahrtsstätten gefaltet und im Werk zu 18 Stück in
Pergamin-Folie verpackt. Nach anfänglich verhaltenem Wachstum, auch als Folge der Weltwirtschaftskrise, konnte man 1933
schon 35 Millionen Stück absetzen.

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